Direkt vorweg: Vegan gab es hier nichts. Die bevorzugte Gastro-Zielgruppe in NF scheinen nach wie vor rüstige Rentner zu sein, die gern Friesentorte essen. Schade. Wer gern traditionelle Kuchen wie Apfelzimt mit kandierten Mandeln und Eierlikörtorte mag und Kaffee mit Kuhmilch trinkt, ist im Café im Herrenhaus Hoyerswort auf Eiderstedt allerdings gut aufgehoben.

Hoyerswort: Kaffee und Kuchen in sagenhafter Umgebung
Ich bin aufgewachsen in einer Region, die von Legenden und Sagen geprägt ist. Meine Urgroßmutter hat mir und meiner Schwester so heftige „Spökelgeschichten“ erzählt, dass sie nachts Alpträume bekommen hat. Ich nicht! Ich liebte diese Storys, in denen allesamt der Teufel vorkommt. Für mich konnte es nicht blutig genug sein. Eine besonders blutige Geschichte ist die der Tänzerin von Hoyerswort. Sie geht in etwa so:
Im Herrenhaus Hoyerswort auf Eiderstedt fand ein Ball statt und ein Mädchen konnte nicht genug vom Tanzen bekommen. Ihre Mutter wollte sie zum Nachhause gehen bewegen, aber das Mädchen wollte nicht und versicherte, sie tanze so gerne, dass sie sogar mit dem Teufel tanzen würde.
Also tat es einen Donnerschlag, ein dunkel gekleideter, bleicher Mann erschien auf der Tanzfläche, forderte das Mädchen auf — und wirbelte sie so lange und immer schneller herum, bis sie einen riesigen Schwall Blut erbrach und tot zusammensackte. Der seltsame Fremde verschwand, aber der dunkle Blutfleck ist heute noch an der Wand des Tanzsaals zu sehen.
Ein Highlight meiner Kindheit war es, als meine Mutter mich eines Tages mit ins 5 km entfernte Hoyerswort fuhr und wir uns den Blutfleck ansahen. Angeblich würde er immer wieder erscheinen, egal, wie oft man ihn wegschrubbte oder übermalte.

Umso enttäuschter war ich, als ich letztes Wochenende mit meiner Familie für Kaffee und Kuchen dort hinfuhr und vom Blutfleck keine Spur mehr zu sehen war — dafür aber eine Schautafel, die über die Legende informiert. Schade!
Traditionelle Torten: Ein Stück Geschichte im Herrenhaus Hoyerswort
Inzwischen ist in dem Herrenhaus ein Museum über die Renaissance in Eiderstedt untergebracht, dazu ein Café, und im Haubarg daneben hat eine Brasserie eröffnet, die französische Küche bietet und immerhin zwei vegane Gerichte auf der Speisekarte hat. Gegessen habe ich dort noch nicht, möchte es aber gern.

Das Herrenhaus an sich ist spektakulär. Wer sich für Architektur und die Geschichte Eiderstedts interessiert, ist hier gut aufgehoben. Immerhin wurde Hoyerswort im 16. Jahrhundert erbaut und gehört somit zu den ältesten Gebäuden Schleswig-Holsteins. Auch der Haubarg auf dem Gelände ist spannend: Diese Art des Vierkanthofes kommt aus den Niederlanden und ist typisch für Eiderstedt.

Das Café im Vorderhaus ist schön eingerichtet, mit den Keramik-Fliesen, die auf dem Gelände hergestellt werden, verziert. Der Blick aus großen Fenstern geht hinaus in den Garten, wo inzwischen alles grün strahlt.

Der Kaffee kam aus dem Vollautomaten, leider gab es keine Milchalternativen. Das Kind hatte eine Rhabarberschorle. Die traditionellen Torten hätten meiner Urgroßmutter auch geschmeckt: Eierlikör mit Mandelboden und Apfel-Zimt-Torte mit kandierten Mandeln. Ein Stück Geschichte —passend zur Umgebung.


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